Positionspapier BIM
"Von sämtlichen Ideologien, die das Silicon Valley hervorgebracht hat, ist der Technopopulismus die absonderlichste." [1]
Zusammenfassung
Spätestens seit dem sog. Wohngipfel im Bundeskanzleramt am 21. September 2018 ist klar, der Bund fordert und fördert den digitalen Bauantrag und startet dazu ein eigenes "Digitalisierungslabor". [2]

Nach unserer Einschätzung findet der Datenaustausch dort nicht im IFC-Format statt. Wir werden also zukünftig für den digitalen Bauantrag ein weiteres vektorielles Datenformat erhalten.

Darin sehen wir kein Problem, denn wir erstellen seit drei Jahrzehnten digitale Gebäude-Modelle und sehen uns in einer optimalen Position um diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Einführung
"Wenn wir zulassen, dass sich die Softwareindustrie um das Bauen herum monopolisiert, dann ist die Wertschöpfung – ich sage es mal brutal – weg. Es mag lokal immer wieder schick sein, sich auf ein durchgängiges System einzulassen, aber als Wertschöpfungskette müssen wir uns das verdammt gut überlegen. Ich kann für den Bund sagen, wir werden alles dafür einsetzen, dass das verhindert wird.", so Lothar Fehn Krestas vom BMI auf dem 22. buildingSMART-Forum am 24. Oktober 2018 in Berlin.

"BIM ist keine Software!", da sind sich nicht nur das Unternehmer-Info Bau [3] und das Deutsche Architektenblatt [4] einig.

Bereits im November 2014 hatte Lynn Allen (Autodesk Technical Evangelist) in einer Video-Botschaft gewarnt: "It´s very important for you to understand, that BIM isn`t software - it`s a process." [5]

In ihrer Rede beim Deutschen Obermeistertag in Berlin am 8. November 2016 stellte Laura Lammel [6] noch fest: "Bei uns am Bau schlägt zurzeit immer wieder BIM auf. Es ist in aller Munde! Und es wird als Generallösung für alle Probleme der Digitalisierung in der Bauwirtschaft gesehen, insbesondere in Bezug auf die unzureichende Kooperation der am Bau Beteiligten bei Großprojekten. Beim Verkehrsministerium steht BIM auch als Synonym für die Digitalisierung am Bau. Aber ist es das wirklich? Ich meine nein!"

Bleibt noch zu ergänzen: BIM ist weder ein Datenaustauschformat, noch eine Web-Anwendung bzw. Internet-Applikation.
Building Information Modeling
BIM ist die Abkürzung für Building Information Modeling, was sich grob mit "Bauwerksdatenmodellierung" übersetzen lässt.

Laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bezeichnet BIM: "...eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden.
" [7]

Die Definition der EU BIM Task Group lautet: "BIM is a digital form of construction and asset operations."  [8]

Allerdings ist die Idee dazu nicht neu: das Grundkonzept zu BIM existiert schon seit den 1970ern. [9]
Der digitale Zwilling
BIM basiert auf dem Grundsatz: "Erst virtuell, dann real bauen.". Dazu dient eine gründliche Planung und ein digitales 3D Gebäudemodell, auf das alle Beteiligten zugreifen können sollen und das bereits das Gros aller nötigen Informationen enthält.

Neben den Geometrie-Daten kann das Modell Informationen über Kosten, Zeiten, Energie, Mengen, Hersteller, LV-Texte, DIN Kataloge, Arbeitsvorbereitung, Lieferdaten, Einbauorte, Abnahmedaten, Mengenberechnungen, Mängeldokumentation usw. enthalten.

Dies "bietet Chancen, große Bauprojekte im Zeit- und Kostenrahmen zu realisieren." [10]
Die Vorteile
Für die Notwendigkeit von BIM wird gerne die Entwicklung der Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen [11] in Deutschland herangezogen. Im Vergleich zum produzierenden Gewerbe lässt sich hier zeigen, dass die Digitalisierung im Baugewerbe (noch) keinen Produktivitätsanstieg bewirkt hat.
 


Dies war u.a. ein Grund für Menschen wie Patrick MacLeamy [12] 1995 die Industrieallianz für Interoperabilität (IAI) zu gründen aus der die internationale buildingSMART-Bewegung wurde. Wenn man die Graphik betrachtet, dann bisher nicht sehr erfolgreich.

Ein weiterer Grund, der gerne angeführt wird, ist die Kostenexplosion bei öffentlichen Großbauten. Die Hertie School of Governance stellte 2015 dazu fest: "Große Bauprojekte werden im Schnitt 73 Prozent teurer als geplant." [13]

Marietta Slomka kommentierte dies im ZDF heute journal mit: "Woran liegt´s? Jedenfalls nicht daran, dass es in Deutschland keine fähigen Architekten, Planer, Statiker und Bau-Ingenieure gibt. Die gibt es zuhauf. Woran sie scheitern ist das System. [...] Ein System in dem öffentliche Bauherrn mit geschönten Zahlen operieren und Projekte beaufsichtigten, denen sie fachlich nicht gewachsen sind."
[14]

Seit dem 20. buildingSMART-Forum[15]  gibt es noch einen weiteren Grund: Die Angst vor den "Disruptoren".  Gemeint sind damit (technische) Innovationen, die bestehende Produkte und Dienstleistungen vollständig verdrängen können. So wie das Smartphone nicht nur das Telefon verdrängte, sondern auch den CD-Player, Zeitungen aus Papier, Fotoapparate usw.. Auf dem 22. buildingSMART-Forum[16] wird diese Bedrohung verringert und es heißt nun: "Transformation statt Disruption.".  
BIM in Deutschland
In Deutschland gibt es noch keine allgemein verbindlichen Richtlinien zu BIM.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) treibt den BIM-Gedanken voran um "[die] Innovationsführerschaft beim digitalen Planen und Bauen [zu] übernehmen!" [17]

Der Stufenplan Digitales Planen und Bauen[18] des BMVI  sieht die Einführung von BIM in drei Schritten vor:
  • Nach einer Vorbereitungsphase bis 2017 und
  • einer Pilotphase bis 2020
  • soll BIM ab 2020 bei allen neu zu planenden Projekten des BMVI eingesetzt werden.
Seit Anfang 2015 gibt es die planen-bauen 4.0 GmbH, eine BIM-Umsetzungsgesellschaft um "die beschleunigte Einführung von BIM in Deutschland zu koordinieren und zu unterstützen." [19]

Der Koordinierungskreis "Building Information Modeling" (KK-BIM) im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) arbeitet an der Richtlinienreihe VDI 2552 bestehend aus neun Blättern. Das erste (Blatt 3) wurde im Janaur 2017 veröffentlicht.

"Im Verantwortungsbereich des BMI [Bundesministerium des Innern] wird ca. 1% des jährlichen Hochbauvolumens in Deutschland umgesetzt. Nur für diesen Anteil können Vorgaben bezüglich einer Anwendung von BIM gemacht werden." [20]
IFC
IFC ist die Abkürzung für Industry Foundation Classes, einem offenen Standard im Bauwesen zur digitalen Beschreibung von Gebäudemodellen, definiert von der buildingSMART Organisation.

Der buildingSMART e.V. ist der nationale Chapter der buildingSMART Organisation, die im Juni 1995 in den USA gegründet wurde. Ziel des buildingSMART e.V. ist die "Erfolgreiche Entwicklung, Anwendung und Verbreitung von offenen IT Standards und Prozessdefinitionen für Interoperabilität wie den Industry Foundation Classes (IFC)." [21]

IFC4 ist das aktuelle Release [22] und wird Anfang 2017 zur DIN EN ISO 16739.[23]

Das BMVI hat die Arbeitsgemeinschaft BIM4INFRA 2020 beauftragt die Voraussetzungen für die Umsetzung des Stufenplans Digitales Planen und Bauen zu schaffen. In diesem Zusammenhang steht auch die Entwicklung von Standards für den Infrastrukturbereich. IFC Rail, IFC Road, und IFC Bridge sollen zukünftig die noch hochbauspezifische Version IFC4 erweitern und zur Version IFC5 werden[24].

Die IFC haben allerdings auch Grenzen, denn "IFC ist ein generisches Format für Geometrie und Daten, die sich in einem BIM-Modell befinden. Als kleinster gemeinsamer Nenner erlaubt es jedoch nur eine sehr begrenzte 2D-Unterstützung und lässt keinen Export von Plänen und Anmerkungen zu."[25]
BIM weltweit
"In den USA, Großbritannien und den skandinavischen Ländern ist der Einsatz der Planungsmethode BIM bereits etabliert oder wird seitens des Gesetzgebers gefordert und gefördert." [26]

In der Antwort[27] auf die Frage der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag vom 27.11.2018, ob es Erkenntnisse über bereits realisierte Effizienzgewinne in anderen Ländern gibt, in denen die Implementierung von BIM bereits weiter fortgeschritten ist, heißt es: "Der Bundesregierung liegen keine belastbaren Angaben [...] vor."

Eine Ursache für die Zurückhaltung in Deutschland, ist lt. Dr. Andreas Koenen das kontinentaleuropäische Rechtssystem, dass - im Gegensatz zum britischen Common Law - die Umsetzung neuer Formen wirtschaftlicher Zusammenarbeit nicht gerade fördert. [28]
BIM bei der CTB Software GmbH
Für uns liegen die Vorteile von BIM klar auf der Hand.

Die Richtlinienreihe VDI 2552 stellt eine Reihe von Mindestanforderungen an alle Fachmodelle. Die ersten Vier [29] sind:
  1. Ein BIM [Modell] ist so zu modellieren, wie später auch gebaut wird
  2. Das Gebäudemodell ist mit Blick auf das spätere Bauwerk und dessen geplante Errichtung zu strukturieren. Dabei sind bei allen Fachmodellen Gebäudeteile, Geschosse, Bauabschnitte, die sich aus der Herstellungsreihenfolge ergeben, u.a. zu beachten.
  3. Kollisionen insbesondere zwischen gleichen Objekttypen aufgrund einer unsauberen Arbeitsweise sind nicht zulässig. Eine Kollision in diesem Sinne ist z.B. eine Verschneidung zwischen Wand und Decke.
  4. Nicht geometrische Informationen sind neben geometrischen Informationen ein fester Bestandteil der Modellobjekte. Im Projektabwicklungsplan ist eindeutig zu vereinbaren welche Parameter ein Objekt enthalten muss, wer die Parameter definiert und wer die Informationen einträgt.
Mit ACAD-BAU erstellen Sie digitale Gebäudemodelle bestehend aus untereinander verknüpften BIM-Bauteilen bzw. BIM-Objekten. Sie erfüllen die Anforderungen nach VDI 2552 und bieten zusätzlich eine Reihe von Wettbewerbsvorteilen:
  • Das Modell ist die Basis für Präsentationen und Visualisierungen.
  • Es liefert alle Pläne, ob Grundrisse, Ansichten, 2D-Schnitte oder 3D-Schnitte.
  • Es liefert exakte Massen als Grundlage für Ihre Mengenermittlung, Ausschreibung und die Kalkulation der Kosten.
  • Es liefert die erforderlichen Daten zum Betrieb und zum Unterhalt des Gebäudes.
Wir beobachten wir die Entwicklungen z.B. im buildingSMART e.V. sehr zeitnah. Allerdings schrieben die gesetzlichen Grundlagen vor, dass aus der zeichnerischen Visualisierung der planerische Wille eindeutig erkennbar sein muss, und sie legen in vielen Fällen auch die dabei zu benutzende Symbolik fest.

Was die kooperative Arbeitsmethodik angeht, so wird hier sicherlich ein Paradigmenwechsel von Nöten sein. Und auch der häufig zitierte Know-how Transfer wird nicht von heute auf morgen zur Selbstverständlichkeit werden.

Und wer haftet eigentlich für Fehler an BIM-Modellen? Und wie wird geistiges Eigentum zukünftig geschützt? Auch diese Fragen sind weitgehend noch unbeantwortet.
Einzelnachweise
  1. "Zurück bleiben nur Berge von Fahrrädern", Süddeutsche Zeitung, 01.12.2018
  2. Gemeinsame Wohnraumoffensive von Bund, Ländern und Kommunen
    Ergebnisse des Wohngipfels am 21. September 2018 im Bundeskanzleramt, Abschnitt "Verfahren vereinfachen, Chancen der Digitalisierung nutzen"
  3. "BIM: eine Chance für das Baugewerbe?", Zentralverband des Deutschen Baugewerbe, 12/2015
  4. "BIM: Methode, nicht Software", Deutsches Architektenblatt 06/2016
  5. "Lynn Allen on BIM", www.youtube.com/watch?v=TFLX5d1y2mM abgerufen am 20.05.2015
  6. Koopt. Mitglied des Vorstands des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Stv. Obermeisterin der Baugewerbe-Innung München
  7. Digitales Planen und Bauen – Stufenplan zur Einführung von Building Information Modeling (BIM), Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, 2015
  8. "Handbook for the Introduction of Building Information Modelling by the European Public Sector", EU BIM Task Group, 2017
  9. BIM-Leitfaden für Deutschland, Forschungsinitiative ZukunftBAU, Endbericht 2013
  10. "So werden Baudesaster wie der BER künftig vermieden", Die Welt,15.04.2014
  11. Inlandsproduktsberechnung - Lange Reihen ab 1970, Fachserie 18 Reihe 1.5 - 2015, Statistisches Bundesamt
  12. Patrick MacLeamy war geschäftsführendes Vorstandsmitglied im US-amerikanischen Architekturbüro Hellmuth, Obata + Kassabaum (HOK)
  13. "Großprojekte in Deutschland – Zwischen Ambition und Realität", Studie der Hertie School of Governance, 2015
  14. "Wir können alles, außer bauen", ZDF heute journal vom 19. Mai 2015, www.youtube.com/watch?v=nTUINita5kY
  15. Das 20. buildingSMART-Forum fand am 19. Oktober 2016 in Berlin statt.
  16. Das 22. buildingSMART-Forum fand am 24. Oktober 2018 in Berlin statt.
  17. Strategiepapier Digitale Souveränität zum zweiten Zukunftsforum zur Digitalisierung des Bauens im BMVI, 24.01.2017
  18. Stufenplan Digitales Planen und Bauen, BMVI, 2015
  19. Mission statement, www.planen-bauen40.de, aufgerufen am 03.06.2016
  20.  Antwort zu den Fragen 16, 17 und 18 der Kleinen Anfrage "Einführung von Building Information Modelling im Hoch- und  Infrastrukturbau" FDP-Fraktion vom 27.11.2018, Deutscher Bundestag Drucksache 19/6028
  21. buildingSMART Ziel, www.buildingsmart.de/buildingsmart-ev, aufgerufen am 03.06.2016
  22. www.buildingsmart-tech.org/specifications/ifc-releases/summary, aufgerufen am 03.06.2016
  23. Umsetzung des Stufenplans Digitales Planen und Bauen - Erster Fortschrittsbericht, BMVI, Januar 2017
  24. Umsetzung des Stufenplans Digitales Planen und Bauen - Erster Fortschrittsbericht, BMVI, Januar 2017
  25. Autodesk Revit IFC Guide, Autodesk Inc., 2016
  26. "Was ist eigentlich BIM?", www.bimwelt.de/bim/erklaerung, aufgerufen am 03.06.2016
  27. Antwort zur Fragen 3 der Kleinen Anfrage "Einführung von Building Information Modelling im Hoch- und  Infrastrukturbau" FDP-Fraktion vom 27.11.2018, Deutscher Bundestag Drucksache 19/6028
  28. "Die BIM­Methode, eine Herausforderung, auch für Baujuristen", Dr. Andreas Koenen (RA und FA für Bau- und Architektenrecht), 25.05.2016
  29. VDI 2552 Blatt 1 BIM – Rahmenrichtlinie "Über das Entstehen einer neuen Richtlinie“, Vortrag Dipl.-Ing. Alexander Kuhn

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